Religiös motiviertes Mobbing und weitere Straftaten (Messerattacken) an Berliner Schulen (Drucksache – 1147/V)
10. April 2018

Große Anfrage der AfD-Fraktion BVV Berlin Mitte vom 10.04.2018
Initiator: Fraktion der AfD (Herr Paetz)

Wir fragen das Bezirksamt:
In jüngster Zeit sind vermehrt Berichterstattungen der Presse zu vernehmen, in denen über Probleme an Berliner Schulen mit antisemitischen Parolen bis hin zur Mordandrohung berichtet werden. Betroffene sind häufig Schüler jüdischen Glaubens, die durch muslimische jugendliche Schüler angegangen werden. Der Lehrerverband warnt hierzu vor weiterer Polarisierung. Weiterhin wird aktuell deutschlandweit in der Presse vermehrt über Messerattacken von Jugendlichen in- und außerhalb von Schulen berichtet.
1. Welche Maßnahmen werden aktuell (seit März 2018) an Berliner Schulen unternommen, um Messerattacken von Schülern auf dem Schulgelände zu verhindern?
2. Ist es grundsätzlich möglich, die Schüler mindestens morgens beim Einlass auf mitgeführte Schlag-, Stich- oder Schusswaffen durch personelle Einlasskontrollen (z.B. Security-Angestellte) zu untersuchen? Ist dazu der Einsatz von technischen Geräten der Einlasskontrolle (Metalldetektoren o.ä.) grundsätzlich möglich? Welche Maßnahmen werden aktuell (seit März 2018) an Berliner Schulen unternommen und sind geplant, um die Sicherheit des Schulpersonals und der Schüler in Berlin zu erhöhen?
3. Welche Kooperationsmöglichkeiten der Schulen mit der Polizei sind möglich und werden aktuell genutzt? Welche sind zukünftig geplant?
4. Was wird zu den o.g. Problemen in der Lehrerfortbildung getan?
4.1  Gibt es für Lehrer und Schüler Deeskalationstrainings und wenn ja, wie viele Lehrer und Schüler haben im Jahr 2017 daran teilgenommen? Wenn nein, welche Maßnahmen sind für 2018 geplant?
4.2  Gibt es für Lehrer problembezogene Seminarangebote, welche ihnen konkretes Handlungswissen zum Islam, zum Judentum und zum Christentum vermitteln, um z.B. auf ausfällige Schüleräußerungen wissenskompetent antworten zu können und wenn ja, wie viele Lehrer haben im Jahr 2017 an welchen Seminaren teilgenommen? Wenn nein, welche Maßnahmen sind für 2018 geplant?
4.3  Gibt es einen Strafkatalog bzw. Maßnahmeplan oder Handlungsanweisungen für die Schulleitungen und die Lehrer in Bezug auf mobbende Schüler bzw. Schüler, die Straftaten an Schulen in Berlin-Mitte begehen? Wenn nein, ist so etwas in Planung?
5. Gibt es pro Schule einen Sicherheits- und Mobbingbeauftragten (z.B. aus der Lehrerschaft), der Anlaufstelle z.B. für gemobbte Schüler ist? Ist so etwas in Planung?
zum Ansehen oder Ausdrucken als PDF das Druckersymbol anklicken
Antwort des Bezirksamtes am 20.04.2018:
Zu Fragen 1 bis 3:

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass hier zwei an Schulen möglicherweise vorkommende Ereignisse miteinander vermischt werden. Zum einen das religiös motivierte Mobbing, zum anderen eine Gewalttat mit der Folge oder der Absicht der Körperverletzung. Dementsprechend muss auf beide Ereignisse im Schulalltag und inpädagogischen Situationen angemessen und präventiv reagiert werden. Zu beidem sind Konzepte und Fortbildungen vorhanden.

Zu Frage 4.1:

Die Regionale Fortbildung bietet Schulungen zu Kommunikation an, die darauf abzielen Gewaltvorfällen vorzubeugen, indem innerhalb der Schule ein positives Klima von gegenseitiger Wertschätzung aller am Schulleben beteiligten Personen entsteht. Ebenso steht das Thema Mobbing im Zentrum von Fortbildungen. An den Inhalten ist zu ersehen, dass sich Veranstaltungen sowohl an Kolleg_innen wenden, die zum ersten Mal mit Mobbing konfrontiert werden,als auch an konkrete Fallbearbeitungen beim Entdecken von Mobbingvorfällen.

Beispiele:
Aspekte Gewaltfreier Kommunikation Inhalt:
Die Teilnehmer/-innen lernen Haltung und Grundelemente der Gewaltfreien Kommunikation kennen:
Was verstehen wir unter trennender und verbindender Kommunikation?
Die vier Schritte der Selbsteinfühlung und der Einfühlung in andere, Erläuterungen anhand von Beispielen
Der Prozess der Gewaltfreien Kommunikation
Der Zusammenhang zwischen Gefühlen und GedankenDie Haltung der Gewaltfreien Kommunikation
Deeskalation im Klassenraum –Kommunikation im KonfliktfallInhalt:
Welche Interventionen sind im Konfliktfall wirksam?
Welche Bedeutung und Auswirkungen haben Konflikte und ihre Austragung?
Wie können Konfliktgespräche lösungsorientiert geführt werden?
Wie kann man konstruktiv kritisieren?
Anti-Mobbing –Beratung Intervention und PräventionInhalt:
Schwerpunkte der Beratung sind:
Fallbesprechungen
Projekt Anderssein!
Klassenklima, Klassenstärkung
Unterstützergruppenberatungen
No Blame Approach
Materialien
Beratung, Supervision und Coaching bei Mobbingvorkommnissen Inhalt:

Basierend auf belastenden Fällen aus dem Alltag der Sekundarschule werden Mobbingvorkommnisse besprochen und aufgearbeitet. Mit praktischen Hinweisen und Simulationen erlangen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schnell Handlungssicherheit und fühlen sich auf künftige Vorkommnisse gut vorbereitet. Dieses Angebot ist ein Mix aus Theorie und vielen praktischen Trainings. Insbesondere wird auf die Problematik am Übergang von der Grundschule zur Integrierten Sekundarschule eingegangen.

Fitmachen für Demokratie: Umgang mit Mobbing in der Schule Inhalt:

In der Veranstaltung werden Rollen und Phasen des Mobbings vorgestellt und durch praktische Übungen erfahrbar gemacht. Wir stellen uns die Frage, wie wir gegen Mobbing vorgehen können und lernen verschiedene Vorgehensweisen kennen.

Der No-Blame-Approach als Ansatz zur Mobbing-Intervention Inhalt:

Der NBA ist ein evaluierter Ansatz zur Mobbing-Intervention, der ohne Konfrontation und Bestrafung auskommt, sondern die Schüler/-innen einlädt zur konstruktiven Aufhebung des Konflikts.

Krisenteam –Der Anti-Mobbing-Koffer Inhalt:

Der Koffer enthält alle Materialien, die für eine Projektwoche zur Mobbing-Prävention nötig sind. Die Veranstaltung dient der Einführung, Diskussion und Vorbereitung auf den schulischen Einsatz.

Mobbing –nein danke! (Workshop)Inhalt:
In der Veranstaltung geht es um folgende Fragen:
Was ist Mobbing?
Wie erkennt man Mobbing?
Welche Auswirkungen hat Mobbing auf das Klassenklima?
Welche Auswirkungen hat Mobbing auf den Betroffenen?
Was kann man dagegen tun?
Mobbing in der Schule: Kann Rassismus das Motiv sein? Inhalt:

Anhand von Beispielen wird rassistisches Mobbing dargestellt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden für die Auseinandersetzung mit Diskriminierung sensibilisiert und mit den Unterschieden zum allgemeinen Mobbing vertraut gemacht. Gemeinsam werden Strategien und Handlungsabläufe für den Schulalltag besprochen, geplant und dann umgesetzt.

Einführung in die Wertschätzende KommunikationInhalt:
Gewaltfreies Kommunikationsmodell nach M. B. Rosenberg
Unterschiede zwischen Bewerten / Beobachten, Gefühlen / Vorwürfen / Interpretationen/ Bedürfnissen / Strategien, Bitten / Forderungen
die hilfreiche Wolfsshow -der “fünfte Schritt“ macht auch noch Spaß
Bedeutung der Selbstempathie Einfühlung in andere

Zu den Teilnahmezahlen kann keine Auskunft gegebenwerden, weil eskeinentsprechendes Auswertungstool gibt.Es ist aber festzustellen, dass die Fortbildungen zum Bereich Kommunikation gut besucht sind und in jedem Schuljahr angeboten werden.

Zu Frage 4.2:

Fortbildungen zu Religionswissenschaften finden nicht in spezifischer Ausrichtung statt, sondern es werden zentral für ganz Berlin Angebote unterbreitet, die z.B. zu politischen Konfliktherden Israel, Palästina und deren Umsetzung in Unterricht informieren. Diese Angebote werden vorwiegend für Ethik-Lehrkräfte gemacht, stehenaber allen Lehrkräften offen.

Die israelische Demokratie und der Nahostkonflikt Inhalt:

In der zweiteiligen Fortbildung werden die Teilnehmenden befähigt,den Nahostkonflikt faktenbasiert zu analysieren. Kenntnisse der Geschichte und der Strukturen des Staates Israel werden vermittelt. Es wird das Bewusstsein für Probleme einer Demokratie mit einer heterogenen Bevölkerung gestärkt. Es wird für die Geschichte der Region sensibilisiert und die Sicherheit im Umgang mit israelbezogenen Äußerungen gefördert.

Judentum als Thema im Ethik-Unterricht Inhalt:

Anhand zentraler Texte soll ein Einblick in grundlegende Glaubensaussagen im Judentum gegeben werden. Gottes-und Menschenbild sowie Gebetspraxis, Glaubensbekenntnis und wichtige Schriften werden erläutert. Daran anschließend werden Unterrichtsmaterialien vorgestellt und diskutiert. Als Weiterführung in einer zusätzlichen Veranstaltung ist ein Workshop im Jüdischen Museum möglich.

Zu Frage 4.3:

Das Berliner Schulgesetz regelt Maßnahmen zu Fehlverhalten von Schülerinnenund Schülern. Sowirdim Einzelfall auf der Grundlage der §§ 62 und 63 des Schulgesetzes unter Beachtung der Gesamtpersönlichkeit des Schülers/der Schülerin und unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes entschieden, welche Sanktionen erfolgen.

Zu Frage 5:

Es gibt keine Sicherheitsbeauftragten für Mobbing. Es gibt aber Vertrauenslehrkräfte, an die sich die Schülerinnen und Schüler wenden können. Darüber hinaus werden im Moment Präventionsteams in den Schulen aufgebaut.Im Bereich Fortbildung gibt es die Möglichkeiten,sich als Lehrkraft besonders zu qualifizieren,und es finden Netzwerktreffen statt, in denen sich diese Kolleg_innen austauschen.

Beispiele:
Qualifizierung zum Anti-Mobbing Coach Inhalt:

Die Teilnehmer/-innen lernen das Phänomen Mobbing intensiv kennen. Es werden verschiedene Möglichkeiten der Prävention und Intervention aufgezeigt und in Rollenspielen praktisch geübt. Die Fortbildung schließt mit der Qualifizierung zum Anti-Mobbing Coach ab. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Zur Erlangung des Zertifikats werden die Teilnehmer/-innen im Laufe des Kurses eine kleine Präsentation zum Thema Mobbing vortragen.

Die Konfrontative Methode im Schulalltag Inhalt:

Die Konfrontative Methode ist u.a. gut geeignet für den Umgang mit schwierigen Situationen in der Schule. Das wichtigste Werkzeug in der Arbeit mit Kindern ist der Kontakt, über den langfristig die Beziehung entsteht. Die Konfrontative Methode bietet Handwerkszeug für eine klare Gestaltung von Kontakt. Im zweiten Schritt geht es um den Umgang mit Sprache. Daran anschließend kann man auf Strukturen, Regeln, Rituale schauen.

Trainingsraum –die kooperative Gesprächsführung Inhalt:

Die kooperative Gesprächsführung wird an Dialogbeispielen und mit Hilfe von Alltagssimulationen analysiert und erprobt. Die zukünftigen Trainingsraum-Pädagogen/-innen sollen sich fit für den Einsatz machen.

zum Ansehen oder Ausdrucken als PDF das Druckersymbol anklicken

Für Rückfragen steht Ihnen der Fraktionsvorsitzende, Eckhard Paetz telefonisch unter 030/22187848 oder per Mail presse@afd-fraktion-mitte.de zur Verfügung.